Samstag, 4. November 18:00 – 20:00 Uhr
Thema : Worldmusic (1) – The Putumayo Blend
„Ein Lied geht um die Welt”… das war einmal, schon lange her! Selbst als in den 70igern so berühmte Musiker wie die BEATLES in Indien nicht nur Erleuchtung suchten, sondern auch musikalische Ideen aus einer anderen Kultur, oder der Schlagzeuger PETE YORK sich in Bali unter die GAMELAN Orchester mischte, blieb das musikalische Echo aus den exotischen Weltgegenden aus.
Es ist ein unbedeutender Treppenwitz der westlichen Kulturgeschichte, dass das boomende Genre der ‚Weltmusik’ sein Dasein nicht den treibenden Kräften der westlichen Kultur verdankt, wie das manche Schöngeister gern sehen möchten, sondern im Grunde ein Reflex der weltweiten kapitalistischen Ökonomie ist. Die hat bis heute – verbrämt mit Ihrer Ideologie der „Globalisierung“ – die Hinterlassenschaften des Kolonialismus zu einer für sie nach allen Regeln des Profits brauchbaren, Rohstoff liefernden Dritten Welt gemacht. Das hat in diesen Ländern ehemals blühende Landschaften in monokulturelle Agrarregionen verwandelt und die Armutsrate der ansässigen Bevölkerung erkleckliche Ausmaße annehmen lassen.
Die paar einheimischen Individuen, die dort in Kultur respektive Musik gemacht haben, waren daher bei den Sorgen ihrer Landsleute nicht sehr gefragt. Also sind viele in die westlichen Kulturmetropolen emigriert und haben dort ihr Glück versucht. Die Kulturszene dort hat sich gebauchpinselt gefühlt, und die Exoten als Bereicherung ihrer eigenen Kultur interpretiert. Und die ganz Cleveren haben gleich ein Geschäft daraus gemacht, die fremden Musiker und deren Musik vereinnahmt und die Musikindustrie hat dafür den ‚ETHNO-Sound’ und die ‚Weltmusik’ erfunden. So kann man im zeitgenössischen musikalischen „Zoo“ seltene, bunt gefiederte Spezies finden, deren „Flügel“ aber sinnigerweise nach der neuesten westlichen Musikmode gestutzt wurden. Denn auch die Ohren eines westlichen Musikpublikums mögen lieber das hören, was sie schon lange gewohnt sind! Und da wo das westliche Verständnis und die Komposition von Musik noch nicht das Fremdartige assimiliert hat, ist sich die hiesige Musikkultur einig, dass das nicht ‚Weltmusik’ sein kann, weshalb es „verständnisvoll“ als „Folklore“ belächelt wird.
Dargestellt wird diese Entwicklung an dem New Yorker Edel-Ethno-Label PUTUMAYO, mit viel Informationen und noch mehr Musik, die formell sich sehr prätentiös fremd gibt, aber doch irgendwie immer „heimisch“ klingt.
„Ein Lied ging um die Welt“… das war einmal…. zurückgekommen ist eine musikkulturelle Ideologie, die in ihrer ganzen souveränen Arroganz eine Heerschar von musikalischen Exoten aufmarschieren lässt, nur um sich in ihnen selbst zu bespiegeln. Wer sich darüber informieren, sich in seinem „Weltbürgerbewußtsein“ sonnen oder auch nur musikalisch berieseln lassen will, der sollte sein Hörgerät unbedingt einschalten, wenn es wieder heißt: MUSIC WAS OUR FIRST LOVE.
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